Das Projekt „Gemeinschaftsgarten“ auf der Ochsenkopfwiese ist ein riesiger Erfolg!

Das Areal am Schwarzen Weg bei den ehemaligen Kleingärten ist ein diverser und generationenübergreifender Lern – und Begegnungsort im Quartier geworden. Viele engartierte Hobbygärtner*innen haben einen wunderschönen Gemeinschaftsgarten geschaffen.

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Bildquelle: Nachbarschaftsbüro Westliches Bergheim

Von Leon Kaessmann, RNZ vom 8.11.2022

Ochsenkopfwiese wurde Gemeinschaftsgarten

Eine neue Oase für Bergheim-West: Das Stadtteilmanagement verwandelte einen Teil der Wiese in eine grüne Zuflucht.

Heidelberg. Bergheim-West hat ein Problem. Es gibt fast keine Grünflächen in dem Viertel, das sich nördlich der Bahnschienen, südlich des Neckars und vom Wieblinger Weg bis zur Mittermaierstraße erstreckt. Das wollte das Nachbarschaftsbüro Westliches Bergheim ändern: Im März stellte das Quartiersmanagement die Idee eines „Gemeinschaftsgartens“ auf der Ochsenkopfwiese vor. Zu diesem Zeitpunkt befand sich dort nur eine zugewucherte Fläche voller Gestrüpp. Doch über die vergangenen acht Monate hinweg haben die Bergheimer Hand angelegt – nun trägt das Projekt erste Früchte.

Anna Theodorido ist eine von über 20 Gärtnerinnen und Gärtnern, die sich beteiligen. Der Gemeinschaftsgarten ist für sie ein Glücksgriff. „Ich habe endlich wieder mehr Freude am Leben“, sagt sie. Die Begeisterung merkt man ihr an. „Ich gehe wieder mehr raus, bin aktiver“ schildert sie den Effekt des Gartens. Die 80-Jährige wohnt bei der Czernybrücke, einem – wie es Quartiersmanagerin Franziska Ritter ausdrückt – „zugepflasterten“ Stadtteil.

„Ich war die letzten Jahre zu viel zu Hause, habe sehr wenig mit anderen Leuten gemacht“, erzählt Theodorido. „Doch jetzt wurde mir ein Teil Leben zurückgegeben.“ Sie spricht nur gebrochen Deutsch, Delia Mackert übersetzt auf Russisch. Die Studentin engagiert sich im Quartiersmanagement und betreut den Gemeinschaftsgarten mit. „Meine Sprachkenntnisse helfen mir oft weiter“, erklärt Mackert, die neben Deutsch, Russisch und Englisch auch noch ein wenig Französisch und Spanisch beherrscht. „Es gibt eben eine große Sprachvielfalt in unserem bunten Stadtteil.“

Über 2800 Menschen leben in Bergheim-West. „Viele von ihnen wohnen an stark befahrenen Verkehrsachsen“, sagt Ritter. Das sei problematisch, denn viele hätten weder Balkon noch Garten. Über 70 Prozent der Fläche sei bebaut, es gebe zu wenig Grün und keinen guten Zugang zum Neckar. „Bis vor Kurzem gab es nicht einmal einen Spielplatz“, ergänzt Mackert. „Die Menschen brauchen also dringend Orte im Freien, an denen sie Zeit verbringen können und wollen.“

Abhilfe soll der Gemeinschaftsgarten schaffen, der auf der Ochsenkopfwiese am Schwarzen Weg liegt – einer beliebten Fahrradtrasse in Richtung Wieblingen. Dort sollte ursprünglich ein neuer Betriebshof entstehen; der Plan wurde aber von einem Bürgerentscheid 2019 verhindert. „Unsere Gärtner haben ganze Arbeit geleistet“, sagt Mackert stolz und zeigt auf die nun bunt bewirtschafteten Flächen. „Angefangen hat das alles mit drei kleinen Beeten.“ Auf einem Teil der Gartenfläche wachsen nun unter anderem Kartoffeln, Kürbisse und Karotten – auf einem anderen blühen aufrechte Studentenblumen. „Das hängt natürlich von der Saison ab“, erklärt Mackert. „Außerdem erweitern wir unsere Arbeit immer mehr.“

Auch Hochbeete wurden angelegt. „Dadurch haben auch körperlich eingeschränkte oder auch ältere Menschen einen guten Zugang“, erklärt Ritter. „Wir wollen den Garten möglichst barrierefrei halten.“ Die Betonplatten, die zwischen dem Schwarzen Weg und dem Garten liegen, waren „nicht einfach zu kommunizieren“, denn man sei ja eigentlich gegen Flächenversiegelung. „Es hat viel Überzeugungsarbeit gekostet, dass die Platten für Rollstuhlfahrer notwendig sind“, erklärt sie.

Für Matthias Müller ist das Projekt mehr als nur ein einfacher Garten. „Hier kommen Menschen zusammen“, erklärt er begeistert. Der 67-Jährige engagiert sich seit Beginn für das Projekt. Es hätten schon mehrere Kulturveranstaltungen im Garten stattgefunden, bei der man gleich „Leute rekrutiert habe“. Auch Mitglieder des Leseklubs des Stadtteilvereins sind an diesem Tag im Gemeinschaftsgarten. „Mit ihnen habe ich Kürbisse geschnitzt“, erzählt Müller.

Für die Zukunft des Projekts setzt das Nachbarschaftsbüro auf weitestgehende Autarkie. „Unser Ziel ist es, den Bürgern etwas an die Hand zu geben, mit dem sie dann irgendwann selbst und ohne Anleitung von außen arbeiten können“, erklärt Ritter. Bisher sehe es in dieser Hinsicht „vielversprechend“ aus. Doch auch bei der Energieversorgung soll der Garten eigenständig werden. „Wir wollen in Zukunft auch Solarzellen installieren.“

Bildinformation: Angefangen hat alles mit ein paar kleinen Beeten, mittlerweile wachsen im Gemeinschaftsgarten Kartoffeln, Kürbisse, Karotten und Blumen. Hochbeete wurden ebenfalls angelegt, die Betonplatten sorgen für einen barrierefreien Zugang. Foto: Sabine Arndt

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